Medizintourismus

Medizintourismus ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für die länderübergreifende Inanspruchnahme medizinischer Behandlungen. Je nach Art des medizinischen Eingriffs kann der Aufenthalt wenige Tage oder mehrere Monate dauern. Gründe für diese Form des Tourismus sind nicht vorhandene Behandlungsmöglichkeiten im Herkunftsland des Patienten, die Umgehung von Wartezeiten im Heimatland oder eine Kostenersparnis.[1] Medizintourismus gilt als weltweiter Trend und zählt zu den Folgen einer fortschreitenden Globalisierung. Jährlich reisen weltweit etwas mehr als 20 Millionen Patienten ins Ausland. Der Medizintourismus hat ein Volumen von jährlich ca. 80 Milliarden Euro (Stand 2019).[2] Rund 40 Länder werben aktiv um Patienten aus dem Ausland, darunter die USA, Deutschland, die Schweiz, Mexiko, Costa Rica, Israel, Indien, Thailand, Südkorea und Singapur.[3][4][5]

Zwei Drittel aller Medizinreisen finden innerasiatisch statt. In Indien, Thailand, Singapur, Malaysia, Südkorea und auf den Philippinen werden jährlich hunderttausende Patienten aus dem Ausland behandelt. Diese, zumeist ambulanten, Patienten kommen aus den Nachbarstaaten sowie den USA, Europa oder den arabischen Golfstaaten,[6] mit steigender Tendenz von etwa 15 Prozent pro Jahr.[4] Auch Deutschland gilt als bevorzugtes Ziel von Medizintouristen, vor allem aus der EU, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und den arabischen Ländern. Eine weitere Zielgruppe sind US-Bürger, die über keine Krankenversicherung verfügen und bei notwendigen Operationen vermehrt nach Asien reisen.[7] 2007 reisten 750.000 US-Amerikaner für ärztliche Behandlungen ins Ausland; 2017 waren es rund 1,7 Millionen.[8]

Mittlerweile gibt es weltweit eine Vielzahl von Touristikunternehmen und Patientenvermittlern, die sich auf Medizintourismus spezialisiert haben. In letzter Zeit wirbt auch die Türkei, zum Teil mit Hilfe des Ministeriums für Tourismus, sehr stark um Patienten aus dem Ausland. 2013 reisten 360.000 Personen für einen medizinischen Eingriff in das Land.[9]

  1. J. Juszczak: Medizintourismusdestination Deutschland. Untersuchungsreihe des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften zum Markt des Medizintourismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin, 2012, S. 3.
  2. Noni Edwards: In Dubai floriert der Medizintourismus. In: de.euronews.com. 11. Juli 2019, abgerufen am 22. Januar 2020.
  3. J. Juszczak: Internationale Patienten in deutschen Kliniken: Daten und Fakten 2012. Sankt Augustin 2012, S. 14.
  4. a b Globalisierung medizinischer Leistungen. In: Deutsches Ärzteblatt. 2007.
  5. James E. Dalen: Medical Tourists: Incoming and Outgoing, in: The American Journal of Medicine. 2018, S. 1.
  6. J. Juszczak: Aufbau des Geschäftsfeldes Internationale Patienten in der Klinik. Seminarunterlagen. Sankt Augustin, 2012.
  7. Tareg Bey: Globalisierung medizinischer Leistungen: Risiken und Nebenwirkungen des Medizintourismus. In: Deutsches Ärzteblatt. 104. Jahrgang, Nr. 4, Februar 2007, S. 176 ff. (aerzteblatt.de [abgerufen am 23. Juli 2021]).
  8. James E. Dalen, Joseph S. Alpert: Medical Tourists: Incoming and Outgoing. In: The American Journal of Medicine. Band 132, Nr. 1. Excerpta Medica, Januar 2019, S. 9 f., doi:10.1016/j.amjmed.2018.06.022.
  9. Haartransplantation – Medizintourismus in der Türkei boomt. In: spiegel.de. 25. Januar 2015, abgerufen am 25. Juli 2020.

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